Die Konferenzteilnehmer, Delegationen von 70 Staaten und internationalen Organisationen, machten in Zweckoptimismus und lieferten Durchhalteparolen.
Allen voran: Gordon Brown
Der afghanische Präsident Karzai stellte einen Sechs-Punkte-Plan vor, vom Kampf gegen Korruption bis hin zur Ausbildung der eigenen Sicherheitskräfte. Bis Ende 2011 soll die afghanische ‚Armee und Polizei über 300.000 Mann stark sein.
„Karzai hat im Laufe der Jahre schon viel versprochen, an der Umsetzung hat es dann meist gehapert. Ob neue Kontrollinstrumente das groß verändern, bleibt abzuwarten.“, urteilte der Jorualist Carsten Volkery in SPIEGEL-ONLINE. Eine kurzfristige Truppenaufstockung
soll die Taliban schwächen und sie an den Verhandlungstisch zwingen. Angela Merkel, die schon beim Überfall auf den Irak deutsche Soldaten in den Krieg schicken wollte, zeichnete sich in London durch besondere Willfährigkeit aus. Sie versprach, weitere 850 Soldaten zu schicken, sowie 50 Millionen Euro in das Taliban-Aussteigerprogramm zu zahlen, was ihr zwar den ausdrücklichen Dank Browns und Clintons einbrachte.
Tatsächlich setzten die USA am 13.Februar ihre Truppen, verstärkt durch britische Soldaten und afghanische Hilfswillige, in Richtung Mardscha, einer Taliban-Hochburg in der Provinz Helmand, in Marsch. Erwartungsgemäß trafen sie auf geringen Widerstand der Taliban, deren Großteil sich offensichtlich nach den Ankündigungen der ISAF-Truppen rechtzeitig absetzen konnte.
Kernstück der neuen Strategie soll aber die Einbindung der bislang heftig bekämpften Taliban sein. Ein 360 Millionen Euro schweres Aussteigerprogramm soll einfache Fußsoldaten dazu bringen, die Waffen niederzulegen und friedliche Jobs anzunehmen. Dahinter steckt die durch keinerlei Fakten gestützte Annahme, dass drei Viertel der Taliban keine religiösen Fundamentalisten, sondern bloß unterbeschäftigte junge Männer sind. Durch die international finanzierte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sollen sie vom Schlachtfeld gelockt werden. Über die Wirksamkeit solcher Aussteigerprogramme gehen schon heute die Meinungen auseinander. Tatsächlich liegt die militärische – und politische – Stärke der Taliban in ihrem religiösen Fanatismus, den sich wohl nur wenige von den westlichen Invasoren abkaufen lassen werden.
Man braucht kein Prophet zu sein, um vorauszusagen, dass wahrscheinlich viele Taliban das Angebot annehmen werden, ohne aber wirklich die Seiten zu wechseln.
Wie sagte schon Lenin? „Die Kapitalisten werden uns noch den Strick verkaufen, an dem wir sie aufhängen werden.“
Vergleiche mit der Lage im Irak, wo sich einige Stämme von den US-Besatzern kaufen ließen, gehen daneben, richtet sich doch der Terror der Al Qaida im Zweistromland überwiegend gegen die einheimische Bevölkerung, während sich in Afghanistan die Angriffe der Taliban ausschließlich gegen die westlichen Invasoren und ihre einheimischen HiWis richten. Zudem bieten die Größe, die geographische Beschaffenheit des Landes und ihre Ortskenntnisse den afghanischen Freiheitskämpfern ideale Bedingungen für ihren Freiheitskampf. Der Wunsch der Besatzer, mit den Taliban zu verhandeln und „Gemäßigte“- wer und was immer das sein soll - an der Regierung beteiligen zu wollen, ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine verklausulierte Kapitulationserklärung.
Selbst Briten-Premier Brown, der zwar die Ergebnisse der Londoner Afghanistan-Konferenz als „Moment der Entscheidung“ feierte, räumte ein, dass die Erfolgsaussichten äußerst vage seien. Wichtiger als die Beschlüsse wäre, so Gordon Brown, der psychologische Effekt für die kriegsmüden Nato-Staaten. Es ist ganz offensichtlich: Die NATO sucht nach einem Ausstiegsszenario ohne allzu großen Gesichtsverlust. Eines steht jedenfalls, unabhängig von der restlichen Dauer des Krieges und seinem Ausgang jetzt schon fest Einer der großer Verlierer ist, neben der leidgeprüften Bevölkerung Afghanistans, die Bundesrepublik Deutschland, die durch ihre Teilnahme an diesem militärischen Abenteuer dem hohen Ansehen, das Deutschland und die Deutschen seit jeher im islamischen Raum genossen hatten, schweren Schaden zugefügt hat.