Die neue Regierung beschloss in einer ihrer ersten Amtshandlungen, sämtliche politischen Gefangenen freizulassen

Im ersten Augenblick, das heißt, nach Lesen der Überschrift dachte ich tatsächlich, die Internet-Meldung vom 17. Jänner 2011 hätte Österreich oder die deutsche Bundesrepublik betroffen und in einem dieser beiden Länder wäre die Demokratie ausgebrochen. Doch leider, diese Meldung betraf nicht die politischen Gefangenen in deutschen Landen, sondern die in Tunesien. Außerdem gibt es ja weder in Wien noch Berlin eine „neue“ Regierung…
Nach wie vor sitzen in der BRD und in Österreich Menschen in den Gefängnissen, die sich keines anderen „Verbrechens“ schuldig gemacht hatten, als Meinungen über weit zurückliegende historische Ereignisse zu vertreten, die in Widerspruch zur verordneten Geschichtsschreibung stehen. So befindet sich, um nur ein Beispiel aus Österreich zu nennen, der Schriftsteller Gerd Honsik bereits 1.222 Tage (gezählt bis Ende 2010) wegen gewaltloser Meinungsäußerung im Gefängnis. Und diese Staaten maßen sich an, andere – wie Ungarn wegen seines neuen Mediengesetzes, Russland wegen der strafrechtlichen Verfolgung eines kriminellen Oligarchen oder China wegen Inhaftierung oder Ausreiseverbote gegen Dissidenten - an den gutmenschlichen Pranger zu stellen. –Die Scheinheiligkeit „unserer“ Regierungen ist noch schlimmer als die zutiefst undemokratische Einschränkung der Meinungsfreiheit. Wie fragte schon Jesus Christus in der Bergpredigt: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“