Griechenland: von der Wiege Europas zum Schlusslicht

Drei, drei, drei, bei Issos Keilerei. Wer erinnert sich nicht an diesen Satz, den Generationen von Schülern im Geschichtsunterricht zu hören bekamen und der, wenn auch viele Einzelheiten im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten sein mögen, aufgrund seiner Einprägsamkeit im Gedächtnis haften geblieben ist. Damals waren die Griechen, wenn auch unter der Führung des Makedoniers Alexander, die strahlenden Helden, siegreich gegen die Großmacht Persien. Mehr als 2.000Jahre nach dem historischen Sieg der Griechen führte der Freiheitskampf des unter osmanischen Joch schmachtenden Volkes in Europa, besonders aber in deutschen Landen, zu einer wahren Griecheneuphorie, die den alten Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe zu dem Satz „Jeder Deutsche sei ein Grieche“, inspirierte.
Heute sind die Sympathiewerte jenes Landes, das als die Wiege Europas und europäischer Kultur gilt, in den Keller gerasselt.
Griechenland hatte sich nicht nur durch betrügerische Machenschaften die Zugehörigkeit zur Euro-Zone erschwindelt, sondern auch danach durch fortgesetzte Betrügereien, falsche Statistiken und geschönte Budgetzahlen die gemeinsame Euro-Währung in ernste Schwierigkeiten gebracht. Seriöse Nationalökonomen haben von allem Anfang an darauf hingewiesen, dass eine gemeinsame Währung in der EU nur dann sinnvoll sein würde, wenn die wirtschaftsrelevanten Gesetze der einzelnen Mitgliedsstaaten vereinheitlicht werden, einheitliche Steuersätze eingeführt und eine gemeinsame Budgetpolitik betrieben wird. Wenn dem nicht so ist - und dem ist in der Währungsunion wahrlich nicht – haften und zahlen die disziplinierten Staaten für die anderen. Dazu schrieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 11. Februar u. a.: „Deutschland zögert noch. Aber der Druck wächst. Europa muss den Griechen helfen, lautet die Parole der EU-Kommission, befeuert vom französischen Präsidenten Sarkozy. Im Klartext heißt das: Deutschland soll für die Schulden Griechenlands einstehen“. Und eine andere Stelle bringt das Problem auf den Punkt: „Nachdem die Griechen lange schlecht gewirtschaftet und über ihre Verhältnisse gelebt haben, schmerzt es nun, die Ausgaben zu kürzen. Die Gewerkschaften rufen zum Generalstreik, und die Griechen gehen auf die Straße, um gegen die Verschiebung des Renteneintrittsalters von 61 auf 63 Jahre zu protestieren. Sollen die Deutschen künftig nicht mehr bis 67, sondern bis 69 arbeiten, damit die Griechen den Vorruhestand genießen können?“ Aber nicht nur „die Deutschen“ sind die Leidtragenden, sondern alle EU-Nettozahler, somit natürlich auch wir Österreicher. Dabei bildet Griechenland nur die Spitze eines Eisberges. Wachsende Schuldenberge und ausufernde Defizite gibt es auch in Portugal, Spanien, Irland und Italien. Davon lassen sich aber erfahrungs-resistente EU- Erweiterungsfanatiker keineswegs abschrecken. So ist, um nur ein Beispiel zu nennen, Ex-Botschafter Albert Rohan, dem anscheinend im Ruhestand fad geworden sein dürfte, in österreichischen Schulen auf Werbetour für einen türkischen EU-Beitritt unterwegs. Für weitere Turbulenzen ist jedenfalls gesorgt!